Aktuelle Dermatologie 2025; 51(06): 199-205
DOI: 10.1055/a-2565-9558
State of the Art

Diagnostik und Behandlung der Vitiligo – Neue Therapieoptionen

Markus Böhm
1   Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster, Münster, Münster
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Vitiligo ist eine häufige Erkrankung des Pigmentsystems; sie führt zu einem Verlust der Melanozyten in der Haut. Klinisch wird die Erkrankung in 2 Hauptformen eingeteilt: die segmentale und die nicht segmentale Vitiligo. In den letzten Jahren gab es bedeutende Fortschritte im Verständnis der Pathogenese der nicht segmentalen Vitiligo, die sie als Autoimmunerkrankung mit Interferon-γ-Signatur kennzeichnen. Für Patienten mit nicht segmentaler Vitiligo ist die seit April 2023 zugelassene Behandlung mit dem topischen Januskinase-(JAK-)1/2-Inhibitor Ruxolitinib ein wichtiger Meilenstein.

Kernaussagen
  • Vitiligo ist eine häufig vorkommende Hauterkrankung mit weißen Flecken.

  • Es werden nicht segmentale Vitiligo (NSV) und segmentale Vitiligo (SV) unterschieden.

  • Bei beiden Formen können akute oder rasch progressive sowie chronische Phasen auftreten und ggf. alternieren.

  • Die Pathophysiologie der SV ist noch weitgehend unverstanden.

  • Die NSV wird heute als eine Autoimmunerkrankung mit Interferon-γ-Signatur gesehen.

  • Die Krankheitslast kann bei NSV hoch sein; somatische und psychische Begleiterkrankungen sind häufig.

  • Für die Therapieplanung spielen der Subtyp der Erkrankung (NSV vs. SV), die Ausdehnung des Befalls (in Prozent der Körperoberfläche, % BSA), der Hauttyp nach Fitzpatrick sowie die Akuität eine Rolle.

  • Der Befall sichtbarer oder sensibler Areale kann die Krankheitslast deutlich erhöhen; bislang wurden jedoch noch keine entsprechenden Update-Kriterien für die Therapieplanung definiert.

  • Therapieziele sind ein Stopp der Progression der Erkrankung, eine (weitgehende oder vollständige) Repigmentierung und deren langfristiger Erhalt.

  • Patienten mit beiden Formen der Vitiligo können grundsätzlich mit topischen Kortikosteroiden (TCS), topischen Calcineurininhibitoren (TCI), Lichttherapie sowie bei ausgedehntem Befall bzw. hoher Krankheitslast auch mit systemischen Kortikosteroiden und bei Versagen aller Maßnahmen und stabiler Erkrankung chirurgisch behandelt werden.

  • Für Patienten ab 12 Jahre mit NSV und Gesichtsbeteiligung steht seit 1 Jahr eine neue topische Therapie mit Ruxolitinib-Creme zur Verfügung. In den Zulassungsstudien erzielten die damit behandelten Patienten hohe Ansprechraten und erreichten eine hohe Therapiezufriedenheit.

  • Die Therapiewahl sollte im Sinne einer „Shared-Decision“ gemeinsam mit dem Patienten getroffen werden.



Publication History

Article published online:
10 June 2025

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